Was ist eigentlich Deadstock – und wieso ist es eine besonders nachhaltige Wahl?

In diesem Blogbericht nehme ich dich mit auf unsere Reise zur Stoffrettung und erkläre dir, was es mit dem Begriff "Deadstock" eigentlich auf sich hat.

Lass uns über den Nachhaltigkeits-Impact dieser Materialien und das wachsende Problem von weltweitem Textilmüll sprechen.

Zum Schluss freue ich mich, wenn du in der "Liebe Deinen Planeten" Community unterstützt bei der gemeinsamen Entwicklung und Ideenfindung.

Wir haben Stoffe gerettet!

Deadstock Foto aus dem Lager der Weberei


Eine halbe Fahrstunde entfernt von unserer kleinen Manufaktur im Schwarzwald, haben wir vor einer Weile, spontan das Lager einer lokalen Spinnerei und Weberei besucht.

Das Traditionsunternehmen musste die Herstellung der Baumwoll Webware im Karlsruher Raum vollständig einstellen. Aufgrund ständig fallender Weltmarktpreise und versäumter Investition in energieeffizientere Maschinen, für die Produktion seiner Baumwollstoffe #madeingermany , war das Unternehmen nicht mehr konkurrenzfähig.

Was nun noch in der riesigen Lagerhalle bei Karlsruhe lag, musste schnellstmöglich raus. Denn bereits bald war eine neue Nutzung der frei gewordenen Kapazitäten in der Halle geplant.

Spontan habe ich mit meiner Teamkollegin Renate daher eine Tour gemacht um die Materialien in der riesigen Lagerhalle zu sichten.

Unsere Schneiderin sichtet mit einer Mitarbeiterin des Stoffproduzenten eine Rolle weißen Baumwollstoff zur Rettung des Materials durch verarbeitung zu Accessoires in unserer Manufaktur.


Unsere erfahrene Schneiderin Renate und ich haben in den weitläufigen Industriehallen einiges gefunden und den VW-Bus mit dem Deadstockmaterial komplett vollgeladen.


Erst einmal ohne Plan, da alles ganz schnell gehen musste.

Thomas aus der Weberei erzählte uns, dass die übrige Lagerware von Textilverwertern in den nächsten Tagen abgeholt werden würde.

Diese Unternehmen stellen daraus Füllstoffe, oder andere minderwertige Produkte her. Die Qualitäts-Webstoffe wurden bisher zum Teil zu hochwertiger Berufskleidung verarbeitet. Kein Vergleich mit der Endnutzung als Malervließ oder zerschreddertem Füllmaterial.

Mehrere große Rollen hochwertigste Baumwoll-Webware haben wir dem lokalen Unternehmen aber abgekauft. Wir haben so einige wertvollen Ressourcen „gerettet“ um sie wieder einem angemessenen Nutzen zuführen zu können.

Gern hätten wir mehr mit genommen, doch die Kapazitäten unserer kleinen Manufaktur sind begrenzt.

Was ist eigentlich Deadstock?

Deadstock, das klingt im ersten Moment irgendwie etwas gruselig, hat jedoch nichts mit untoten Stoffen zu tun.
Ganz im Gegenteil – es handelt sich um Materialien, die meist in einwandfreiem Zustand sind, aber trotzdem nicht mehr verwendet werden und im Lager verstauben. Oder, wie in unserem Fall, kurzfristig entsorgt werden müssen, da die Lagerfläche nicht mehr zur Verfügung steht.

Deadstock können aber auch fertige Kleidungsstücke oder sonstige Textilien sein. Wenn sich eine Kollektion nicht wie geplant abverkauft, landet sie oftmals auf dem Müll, da die Zwischenlagerung auf der Deponie für große Unternehmen oft die kostengünstigste Variante ist.



So in großem Ausmaß geschehen, als während der Corona Pandemie die Ladenlokale geschlossen waren und bereits produzierte Kleidung keine Abnehmer fand.
Ein besonders schlimmes Beispiel ist die Freihandleszone in der Atacama Wüste, wo Tonnenweise alte und auch ungetragene, neue Textilien und Kollektionsüberschüsse auf riesigen Müllbergen türmen. (Am Ende des Berichts verlinke ich dir noch ein paar interessante, weiterführende Links zum Theama #textilelandfill *)

Warum ist die Verwendung von Deadstock besonders nachhaltig?

  • Rettung vor der Mülldeponie bzw. minderwertiger Verwendung des Materials:
    Stell dir vor, ein wunderschöner Stoff liegt in einem Lager und wartet darauf, entsorgt zu werden. Durch die Verwendung von Deadstock retten wir diese Materialien vor der Verschwendung und tragen dazu bei, Textilabfälle zu reduzieren.
  • Weniger Ressourcenverbrauch:
    Indem wir vorhandene Materialien nutzen, vermeiden wir die Notwendigkeit neuer Produktionen, was weniger Energie, Wasser und Rohstoffe bedeutet. Erst das zu benutzen, was bereits existiert ist deutlich nachhaltiger als neues Material zu produzieren.

  • Einzigartige Kollektionen:
    Jeder Deadstock-Stoff ist nur begrenzt verfügbar. Das gibt uns die Möglichkeit, einzigartige und limitierte Kollektionen zu schaffen. So bekommst du exklusive Produkte aus echten, limitierten Microserien.

Was sind die Nachteile bei der Verwendung von Deadstock Material?

  • Organic & Fair?
    Oftmals ist die Herkunft unklar - die Lieferkette nicht transparent. Auch sind diese Stoffe - selbst wenn sie fair hergestelllt wurden oder gar Ökostandards entsprechen würden - meist nicht zertifiziert. Hier muss man wohl Kompromisse eingehen.
  • Limited Quantities!
    Das Material ist immer nur in einer begrenzten Menge verfügbar. Wenn wir also ein tolles Produkt entwerfen, wissen wir bereits, dass wir es in der Form nicht unendlich reproduzieren können.
  • Friss oder stirb!
    Die Auswahl der Materialien ist durch das geringe Angebot begrenzt und man muss den Designprozess auf das Material abstimmen und nicht, wie sonst nach einer Designidee das passende Material "sourcen" wie man in der Fachsprache sagt. Das grenzt die Möglichkeiten in der Gestaltungsfreiheit extrem ein.

Worauf achten wir beim Einsatz von Deadstock Stoffen?

  • Informationen zu Herkunft & Produktion soweit möglich:
    Durch den Kauf – direkt beim Produzenten vor Ort - konnten wir extrem genaue Informationen über die Herstellung und Qualität der Materialien erhalten. Der Standort der Produktionsstätte in Deutschland garantiert zudem, dass die Stoffe unter fairen Bedingungen unter Einhaltung deutscher Qualitäts- und Arbeitsstandards gewebt und veredelt wurden. Und auch die Transportwege könnten nicht kürzer sein.

  • Reinheit und Nachhaltigkeit der Materialien:
    Wir haben uns ausschließlich für reine Baumwoll-Qualitäten entschieden. Diese sind besonders nach ihrem Lebenszyklus deutlich nachhaltiger, da sie entweder wiederverwertet werden können oder als organisches Material keine langfristige Verschmutzung unseres Planeten bedeuten.

  • Qualität und Langlebigkeit der Stoffe:
    Bei sämtlichen Materialien hat unsere liebe Renate mit ihrer Expertise und der Thomas aus der ehemaligen Produktionsstätte, mit seinen tiefen Kenntnissen der Materialien unterstützt, dass wir ausschließlich sehr langlebige und hochwertig veredelte Stoffe auswählen. So garantieren wir, dass die Produkte in Qualität und Langlebigkeit "outstanding" sein werden.

Wir hauchen diesen Stoffen nun neues Leben ein, indem wir einzigartige, umweltfreundliche Produkte kreieren, die nicht nur gut aussehen, sondern auch unseren Planeten schonen.

Erste Testreihen haben wir bereits genäht. In den nächsten Wochen und Monaten möchten wir uns weiter vom Material inspirieren lassen und erste Prototypen nähen. Gern nehmen wir dich mit auf diese Reise. Lass uns beginnen mt einer Runde "Wünsch dir was" und lass uns über unseren Fragebogen deine Wünsche und Ideen zukommen.

HIER geht's zum "Wünsch dir was"!

Möchtest du gern vor dem offiziellen Release eines unserer künftigen Produkte testen oder in deinem Umfeld, deiner Community vorstellen? Schick uns gern deine Bewerbung als Tester*in über unser Formular.  

HIER kannst du dich als Tester*in bewerben

Bleibt neugierig und "Liebe Deinen Planeten"

 

Deine Ina

 

 

#LiebeDeinenPlaneten #NachhaltigeMode #FairLiebtBlog

 

*Hier noch, wie versprochen ein paar weiterführende Links zum Thema Textilmüll:

  • Das europäische Parlament hat sich wenigstens in der Theorie schon mit dem Thema Textilmüll befasst. HIER kommst du zu dem Artikel.
  • Interessantes Video auf NtV. Kurzbericht zum Landfill in der Atacama Wüste
  • Einen ausführlichen Bericht, der erklärt, wie es zu den Müllbergen in der Atacama Wüste kommen konnte auf National Geographic liest du  HIER

 

Für die Inhalte auf die verlinkten Seiten kann ich keine Garantien abgeben. Ich bin bemüht, transparente und vertrauensvolle Quellen zu nennen, doch bitte prüft selbst, das solltet ihr immer tun. Nicht nur bei meiner kleinen Linksammlung hier oben.

"There is no beauty in the finest cloth if it makes hunger and unhappiness." Mahatma Gandhi